
Da ist es doch oftmals so, dass es selbstverständlich ist, dem anderen zu helfen, weil man es gerne tut. Man macht es immer und immer wieder, auch, wenn kein Feedback vom anderen kommt. Ist das nicht so? Man hofft, dass man genau diese Hilfe bzw. einfach nur das Dasein zurückbekommt, wenn es einem selbst mal nicht gutgeht.
Und genau da ist für mich gerade der springende Punkt. Diesmal hat es das Schicksal mit meiner Familie gerade nicht gutgemeint. Vor 2 Tagen habe ich erfahren, dass meine Oma im Krankenhaus ist; sie hat sich einen Herzschrittmacher einsetzen lassen. Manche sagen bestimmt, dass das keine große Sache ist und der Mensch ja noch lebt, man ihn wiedersieht etc. Aber mal daran zu denken, dass es ja einen nicht so schönen Hintergrund hat, warum bei einem Menschen so ein Eingriff vorgenommen wird, hat noch keiner so genau. Keiner wusste etwas davon, keiner hatte nicht die geringste Vermutung. Und meine Oma schweigt über solche Sachen so lange es möglich ist. Sie wollte es ja erst erzählen, wenn sie am Wochenende entlassen worden wäre, aber dem war nicht so und deshalb hat mein Opa angerufen und es erzählt. Gut, dass ich es erst Samstagabend erfahren habe, sonst hätte ich mich nicht konzentrieren können, aber ab diesem Zeitpunkt hält sich meine gute Laune sehr in Grenzen. Das ist sogar heute bei Flöte aufgefallen. Ich hatte einfach keine große Lust, mich an den Gesprächen zu beteiligen und war immer sehr froh, wenn wir ein Stück geübt haben. Ich wurde zwar gefragt, ob was nicht stimmt, aber ich habe nur den Kopf geschüttelt und versucht zu lächeln. Anfangs dachte ich ja, dass ich nicht so viel darüber nachdenke bzw. man mir das ansieht, wenn man es nicht weiß, aber so ein guter Schauspieler bin ich wohl doch nicht. Und dann noch so eine dumme Diskussion; habe ich nicht gebraucht. Und bestimmt wegen der Diskussion muss ich da jetzt alleine durch, habe ich mir wohl selbst eine Grube gegraben.
Was ich aber gerade "vermisse" ist die einfach Frage nach meinem Befinden. Es wird zwar gefragt, wie es meiner Oma geht, ob ich was Neues weiß, aber eben nicht, wie es mir geht bzw. ob irgendwas für mich getan werden kann. Wie oft habe ich schon diese Frage gestellt? Viel zu oft, um mitzuzählen.
Ja, dann werde ich mich mal wieder meinen Gedanken hingeben.
Diesbezüglich habe ich ein schönes Gedicht gefunden, was zwar nicht in allen Passagen auf meine Situation zutrifft, aber die "Strophen" auf jeden Fall.
Heut will ich einmal traurig sein.
Heut hab ich keine Lust zu lachen.
Heut bleib ich bloß mit mir allein,
heut will ich keine Witze machen.
Und wer mich tröstet, ist gemein,
der kann gleich wieder gehen.
Ich will heut einfach traurig sein
das wird man doch verstehen.
Ich will nur mit dem Hut am Kopf
in einer finstern Ecke hocken,
will drehn an meinem Hosenknopf,
will schmollen, mürrisch sein und bocken.
Und wer mich tröstet, ist gemein,
der kann gleich wieder gehen.
Ich will heut einfach traurig sein
das wird man doch verstehen.
Will nicht an roten Rosen riechen,
will keinem lieben Freund begegnen.
Ich will mich nur in mich verkriechen
und draußen soll es regnen!
Und wer mich tröstet, ist gemein,
der kann gleich wieder gehen.
Ich will heut einfach traurig sein
das wird man doch verstehen.